Erstellt von Susanne A. Marack.
Dieses Fahrzeug sollte eigentlich gar nicht mir gehören. Um genau zu sein, wurde dieser Golf von Johannes gefunden. Letzten Frühjahr stand mal wieder die Suche nach einem Ringtool zum Start der Motorsportkarriere an, Volkswagen mit kurzem Radstand sollte es werden, schick aber günstig. Fündig wurde Johannes in einer Scheune inmitten der tiefsten niederbayerischen Provinz:
Hersteller | Volkswagen |
Typ | Golf GT Special |
Baujahr | 1991 |
Fahrzeughalter | Susanne A. Marack |
In Besitz seit | 2015 |
Motor | RP 1.8 |
Leistung | 90 PS |
Felgen | BBS RA 6,5×15“ |
Abgasanlage | defekt |
Fahrwerk | tief |
Sonstiges | GTI Grill Originalzubehör |
Bevor der ’91er Golf seine Karriere inkl. Käfig starten sollte, durfte er noch ein wenig im Alltagseinsatz verweilen. Letztes Jahr war je im zwei-Wochen-Takt einer von uns dran mit täglichem Pendeln, zwei Wochen wohnten wir in Landshut, zwei in München. Wer Kurzstrecke fuhr, sollte auf den angehenden Youngtimer zurückgreifen dürfen. Das Problem hierbei begann aber schon bei der ersten Ausfahrt nach der Anmeldung. Da Johannes stets selbst am Steuer seines Audi Coupé sitzt, wurde der Golf bei jeder Gelegenheit von mir bewegt.
Wer seit 1988 in einem V·A·G Betrieb aufgewachsen ist, den hat halt besonders ein VW Modell geprägt. Und so war das auch bei mir der Golf II. Geplant hatte ich eine Anschaffung auch schon seit Längerem, aber aufgrund von Stellplatzproblemen in München und Unschlüssigkeit bei der Modellwahl hatte ich dieses Projekt nie ernsthaft verfolgt. Werden sollte es aber eigentlich etwas Exotischeres, passend zur grossstädtischen SUV-Kultur ein Golf Country oder gar ein spassiger GTD. Die sind aber auch einfach nicht „special“ genug.
Kaum hatte ich die ersten tausend Kilometer auf den GT gefahren, hatte er auch schon ganz Mädchen-mässig einen Namen, „Sid“, weil er mit dem grottigen Poserfahrwerk und den abgefahrenen China-Reifen ja doch auch ein bissl „Vicous“ ist. Und wenn die Frau dem Auto einen Namen gegeben hat, dann versuch‘ mal, die zwei wieder zu trennen… Genau das sollte auch Johannes‘ Problem sein. Im August war nach knapp drei Monaten Golf II klar, dass diese Karre nicht am Salzburgring in der Bande enden wird. Und so kaufte ich Johannes den Wagen ab und aus war’s mit des Wolfsburgers Rennkarriere.
Auch wenn die grundlegende Technik dieses Autos absolut unzerstörbar ist, Sid ist mal eine richtige Zicke. Der Rekord für verbrauchte Lämpchen im Bremslicht je Tag liegt aktuell bei 4 Stück, die Elektronik und das Getriebe sind zeitweise autonom unterwegs und der ausgehakte Zug der Motorhaube hat sich inzwischen auf misteriöse Art und Weise selbst repariert. Zu machen war aber in den ca. 25 000 Kilometern seit Mai 2015 nicht viel, einmal hat sich der Auspuff in der Waschanlage verabschiedet und vor zwei Wochen hat die Lichtmaschine den Geist aufgegeben.
Alters-, Standort- und Einsatzbedingt hat Sid leider halt vor allem mit Rost zu kämpfen. Bei 25 Jahren Dienst, 200 000km auf der Uhr, Parken meist unter der Laterne und winterlichen Strassenrennen á la Willy Bogner ist das natürlich kein Wunder. Aber jetzt, wo ich ihn schon einmal vor dem sicheren Ende bewahrt habe, hält mich auch ein wenig Altmetall nicht von der Komplettrestauration ab. Was soll ich sagen, „an Spinner musst‘ haben“ und teurer Spass ist immer lustiger.
Photos: Helen Radmer
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