Opas Autos – Teil I

Erstellt von Susanne A. Marack.

Jeder kennt sie, die stolzen Photos der verwandtschaftlichen Nachkriegszeitsgeneration mit dem ersten eigenen Auto. Und für viele, so auch für meine Familie, sollten diese Bilder erst weit über ein Jahrzehnt nach der Anzahlung des ersten eigenen Kraftwagens enstehen, dazu aber später mehr.

Puch 500

1958 zog auch in das Elternhaus meiner Mutter Brigitte Marack das automobile Leben ein, in Form eines Puch 500. Tatsächlich noch einige Monate bevor sich die damalige Marke Mini als Pionier des Kleinstwagensegments, oder wie wir pseudo-automotiven es heute als A0- oder A00-Segment bezeichnen, nennen konnte, schlug im damaligen Österreich in Zusammenarbeit mit FIAT Steyr-Puch zu. Optisch entspricht der Puch 500 einem Fiat Nuova 500. Aber für jemanden wie meinem Grossvater Josef Kampl kam halt damals nur Eines in Frage, und was war ein luftgekühlter Boxermotor.

Goggo
Mit dem Goggomobil am Grossglockner, 1958

Falsches Photo? Falsch gedacht. Von Opas Erstem war tatsächlich kein Bild mehr aufzutreiben. Hier zeigen wir Opa & Co. mit einem Goggomobil. Der Hintergrund? Eine Kleinstwagenausfahrt auf den Grossglockner. Für Ausfahrten sind wir ja alle gern zu haben. Je „frischer“ das Auto im Bestand, desto attraktiver die Idee, sinnfrei Kilometer ‚drauf zu fahren. So auch nach dem Erstehen der ersten Puch- und Goggo-Generation. Im Convoy auf’n Berg, super. So auch die beiden Herren damals. Das Problem: der Puch wollte halt auf halber Strecker nimmer. Als gestandener Landswirt sollte dies jedoch für Josef Kampl keine Herausforderung darstellen. Selbst bergaufwärts war ein Abschleppseil schnell organisiert. Ich darf meine Tante Eva zitieren, heute würd‘ man sowas in Kärnten eher als Strick bezeichnen, mit dem man im Maximum ein Kalb in den Stall bringen kann. Andere Zeiten, andere Sitten – oder soll ich sagen andere Leergewichte? Leer war der Puch nicht, aber trotz spartanischer Abschlepphilfe und wahrscheinlich noch spartanischerem Abschleppseil sollte der Neustart bergaufwärts gelingen. Nur die paar Meter dahin inmitten der Strecke hätten wir alle gern gesehen, Goggomobil schleppt Puch. Als Dank an das zuverlässige Goggo sowie das finale Erklimmen des automobil-möglichen Gipfels, soll aber nicht nur das private Photo sondern auch der Einstieg in unsere neue Blogreihe dienen.

 

Volkswagen Käfer

Die Geschichte des Käfers beginnt weit vor der Opas ersten Autos. Zwar nicht im Hause Kampl vulgo Kreuzberg, jedoch aber auf Seiten Omas Familie wurde bereits 1939 ein KdF-Wagen angezahlt. Bis schliesslich doch noch ein Volkswagen am Hof stand, sollten 22 Jahre vergehen. Mohnrot war er, daran erinnert sich meine Grossmutter heute noch gerne. Für sie alleine aufgrund der Farbgebung der Favorit über all die Jahrzehnte hinweg. Im Besitz der Familie sollte er auch lange bleiben, bis der rote Flitzer nach einer etwas zu sportlichen Ausfahrt des älteren der beiden Söhne 1970 durch dasselbe Modell in blau ersetzt werden musste.

Herbert-Kampl
Herbert Kampl mit des grossen Bruders Mini Cooper, 1975

Blau sollte der neue Käfer allerdings nicht bleiben. Mein Onkel Herbert († 1979 bei einem Autounfall) war auch einer der Sorte „Carguy“. Gerne wurde geschraubt oder gebastelt und ebenso gerne präsentierte er sich stolz auch auf Photos mit allen erdenklichen fahrbaren Untersätzen. Dem neuen Käfer ging’s so recht schnell an den Kragen, aus taubenblau wurde in Eigenregie Ferrarigelb. Gelb sollte auch Herberts eigener Wagen sein:

 

Ford Escort

Dieser Wagen war Herberts ganzer Stolz, ein Ford Escort der ersten Generation. Stilecht mit Hundeknochengrill, extra Scheinwerfern im Rallyestil und natürlich als Zweitürer. Wie man auf dem Photo erkennen kann, frisch gewaschen für die damalige Momentaufnahme:

ford-escort
Herbert Kampls Ford Escort

 

ARO 244

Bei Opa ging’s 1974 weiter mit einem richtigen Exoten, einem ARO. Mehr Power musste her, dafür sollte aber diesmal kein VW sondern ein Produkt der Auto România, oder eben kurz ARO, her. 75 PS leistete der Allrad-Rumäne. Vetrieben wurde das Fahrzeug damals sogar in Gurk, wo auch der Bauernhof meiner Grosseltern war. Gemeinsam mit dem ansässigen Autohändler machte sich mein Grossvater auf den Weg nach Wien, um zwei AROs ins südliche Bergland zu holen. Die Fahrt muss recht lustig gewesen sein, bereits an der zweiten Grossstadtkreuzung verlor mein Opa seinen Vordermann und musste sich selbst durch die Hauptstadt kämpfen, bis sie einander wieder fanden. Danach sollte es keine 150 km Fahrt brauchen, bis sie feststellten, dass sich in einem der beiden Neuwagen kein Getriebeöl mehr befand.

Opa war das egal, ein eigener ARO musste es sein, den hatte sonst keiner im Dorf, im Tal und wahrscheinlich auch nicht in ganz Kärnten. Laut Aussage meiner Grossmutter war bei Regen die Feuchtigkeit im Fahrzeug vergleichbar mit der in einem geöffneten Cabriolet. Auch ansonsten konnte sie sich als nie recht mit der Qualität des Wagens anfreunden.

Nach gut einem Jahr beschloss die Familie Kampl, sich wieder von ihrem ARO zu trennen. Und tatsächlich war schnell ein Käufer gefunden, der praktischer Weise auch weit genug weg wohnte, um den Wagen nicht gleich wieder zurückzubringen. Nach erfolgreichem Verkauf musste mein Grossvater auf dennoch auf eine letzte Fahrt in dem rumänischen Schlachtschiff bestehen, jedoch nicht, weil er den Wagen so ins Herz geschlossen hatte: Bergab sprangen gerne mal die Gänge raus. So erklärte er den neuen Besitzern, es sei ihm ein persönliches Anliegen, sie selbst vom Bauernhof, zu dem eine relativ enge Waldstrasse führte, zur Bundesstrasse zu bringen. Es könnte ja jemand entgegen kommen.

Aro
ARO 244, 1974

 

Wie’s bei der Familie nach 1974 automobil weiterging und welche Perlen wir noch in Omas Photoalbum entdecken konnten dann demnächst in Teil II.

 

 

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